
(Geschrieben während der Pandemie)
Joko ist gerade in Kapstadt und hat schlecht geschlafen. Müde quält er sich aus dem Bett und wirft einen Blick aus dem Fenster. Der Strand ist verlassen, kein Mensch weit und breit. Auch auf dem Wasser ist kein Boot zu sehen. In der Ferne ragen die Berge des Kaps der guten Hoffnung hoffnungslos aus dem Nebel unter ihnen.
Die einzigen Spuren auf dem Sand sind die des Windes und der Möwen die langsam erwachen und sich in die Lüfte schwingen – nichts wie weg von hier.
Vor dem großen Strand führt eine breite Straße mit Gehweg entlang. Hier tummeln sich die Menschen auf Beton mit Maske auf. Frische Luft wird durch die eigene ersetzt, dafür sorgt der Sicherheitsdienst. Mürrisch und kontrollierend starren die Augen über der Maske in die Gesichter der Menschen vor ihnen. Gibt sich ein solches auch tatsächlich als solches zu erkennen, wird bestimmt darauf hingewiesen die Maske über Mund und Nase zu ziehen. Das ist die Regel! Gesagt, getan.
Ein Stück weiter die Straße hoch gibt es ein Café. Restaurants sind, bis auf Lieferdienste, geschlossen. Eigentlich. Der Besitzer des besagten Cafés ist schlau. Und so bietet er „Coffee to go“ an. Menschen stehen Schlange. Der Kopf der Schlange gibt seine Bestellung vom Gehweg auf und muss somit das Café nicht betreten. Ein Herr im Café liefert kurz darauf die Bestellung auf den Gehweg aus.
Joko, der mittlerweile aufgewacht ist, schlendert neugierig weiter die Straße entlang. Links von ihm der Menschenleere Strand, mal größer, mal kleiner, je nach Größe der Wellen die auf den Sand brechen. Heimlich zieht er seine Maske herunter und nimmt einen tiefen Zug der salzigen, frischen Morgenluft.
Vor und hinter ihm ein Meer aus Halbgesichtern. Viele davon mit Kaffeebecher in der Hand. Die schützende Maske wird immer wieder unters Kinn geschoben, um einen Schluck des heißen Kaffees nehmen zu können. Danach wird die Maske schnell wieder über Mund und Nase gezogen, um auch ja keinen Ärger vom kaffeetrinkenden Sicherheitsdienst zu riskieren. Doch glücklicherweise scheint diese Aktivität erlaubt zu sein, denn auch der Masken-auf-und- Strand-nicht-betreten – Sicherheitsdienst möchte seinen Kaffee weiterhin ohne Maske vor dem Mund genießen können.
Ein Stück weiter bleibt Joko stehen um einen Blick auf den Strand, welcher nicht betreten werden darf, zu werfen. Die Kante des Gehwegs, welcher ungefähr einen halben Meter über dem Strand liegt, markiert die Grenze, die nicht überschritten werden darf. Erstaunt bleibt Jokos Blick nicht unweit der Kante hängen. Weniger als einen Meter entfernt von ihm liegen vier leere Kaffeebecher im Sand.